SPIEGEL Online hat zusammen mit mir und der Forschergruppe semtracks ein Video über die Sprache von Angela Merkel und Peer Steinbrück gemacht. Die ausführliche Analyse, auf der das Video beruht, habe ich auf polittrend.de veröffentlicht.
Das Medienimage der Polizei im SPIEGEL
Liebe Freunde der Sicherheit,
Anfang der Woche war ich bei einer Polizei-Tagung der Evanglischen Akademie Hofgeismar zum Thema „Demokratie auf der Straße -‚Gutbürger trifft Gutpolizisten'“ eingeladen, um über das Medienimage der Polizei zu sprechen. Eine interessante Veranstaltung, bei der sich Aktivisten, Polizisten und Wissenschaftlerinnen in ungezwungener Atmosphäre begegnen und austauschen konnten. Bei meinem Vortrag zeigte sich, dass das Image der Polizei in den Medien nicht übereinstimmt mit dem Vertrauen, das ein großer Teil der Deutschen in die Insitution der Polizei hat. Denn in den Medien ist die Polizei der Prügelknabe — und dies in doppelter Hinsicht. Das habe ich versucht, am Beispiel des Spiegel (Print und SPON) zu illustrieren.
Allgemeine Frequenzentwicklung
Auch wenn jüngere Zeitgenossen glauben, die Polizei habe in den letzten Jahren wegen Stuttgart 21 und NSU-Desaster im Fokus der Berichterstattung gestanden, relativiert ein Blick auf die Verteilung der Lemmata „Polizei“, „Polizist“, „Polizeibeamter“ und „Ordnungshäter“ im Printarchiv des SPIEGEL diese Einschätzung.
Im langfristigen Trend geht die Berichterstattung über die Polizei zurück, auf Polizisten wird in etwa gleich häufig Bezug genommen. Auch wenn man sich die Berichterstattung über die Polizei auf Spiegel Online, Politik Inland, anschaut, zeigt sich, dass die Berichterstattung über die Polizei an einzelne Ereignisse gebunden ist und langfristig nicht zugenommen hat.
Interessant ist hier, dass die Berichterstattung über die Polizei nach der Eskalation in Stuttgart (im Graphen gelb markiert) von der Berichterstattung über die Castor-Transporte deutlich in den Schatten gestellt wird.
Wie wichtig die Protestbewegungen um 1968 für die Polizeiberichterstattung waren zeigt die folgende Grafik, die visualisiert, wie viele unterschiedliche Wörter mit dem Lexem „polizist“ pro Jahr im Spiegel gebildet wurden und wie häufig diese Komposita relativ zur Anzahl der Wörter benutzt wurden.
Es zeigt sich, dass die Ereignisse um 1968 die Ursache dafür waren, dass der polizeispezifische Wortschatz in den Medien sich ausdifferenziert hat.
Polizeiliche Mittel
Was wird zum Thema, wenn der SPIEGEL über die Polizei schreibt? Da sind zuallererst einmal polizeiliche Instrumente zur Manifestation des staatlichen Gewaltmonopols zu nennen, beispielsweise der Wasserwerfer:
Die Verlaufskurve reflektiert einige Höhepunkte der Protestgeschichte der BRD: die 68er-Bewegung, die Anti-AKW-Bewegung, die Friedensbewegung und die Proteste gegen die Startbahn West in Frankfurt. Parallel zum Wasserwerfer entdeckte die Presse auch den Polizeiknüppel und den Schlagstock. Erich Duensings geflügeltes Wort vom „Leberwurst-Prinzip — in der Mitte hineinstechen und nach beiden Seiten ausdrücken“ als polizeiliche Taktik für die Auflösung der Demonstration anlässlich des Schah-Besuchs am 2. Juni 1967 und das Kommando „Knüppel frei“ sind ins kollektive Gedächtnis eingegangen.
Die absoluten Maxima um 1968 sind auch ein Indikator dafür, dass Schlagstock- und Wasserwerfereinsatz damals in dieser Dimension noch neu waren und die Polizei angesichts der Konfrontation mit Gewalt und Gegengewalt erst mit ihrer Aufrüstung begann. Eine Aufrüstung, die Ende der 1990er auch zur Aufnahme von Pfefferspray in das Repertoire der Einsatzmittel führte.
Polizeiliche Mittel
Insgesamt muss man aber festhalten, dass in den letzten Jahre deutlich seltener über Polizeieinsätze mit Schlagstock oder Wasserwerfereinsatz berichtet wurde. Auch Komposita, die Polizei in negativer Weise mit dem Einsatz von Gewalt in Verbindung bringen, nehmen im SPIEGEL tendenziell ab:
Daraus zu schließen, dass die Polizei nun in positivem Licht dargestellt wird, ist aber falsch. Wenn Spiegel Online über die Polizei berichtet, dann signifikant häufig im Kontakt des Einsatzes von Gewalt, wobei die Polizei sowohl Ziel als auch Quelle der Gewaltausübung ist. Und diese Verbindung bleibt in fast allen Jahrgängen von SPON und Spiegel print seit den 1960er Jahren stabil.
Trotz ihres guten Images in der Bevölkerung wird die Polizei in Medien wie dem SPIEGEL also stereotyp mit dem Einsatz von Gewalt assoziiert. Umgekehrt gilt dies auch für Demonstranten, über die vorwiegend nur dann berichtet wird, wenn physische Gewalt im Spiel ist. Dass die Repräsentationslogik der Medien eine Legitimationsmöglichkeit für die Eskalation von Gewalt auf Demonstrationen bietet, liegt auf der Hand. Für die Polizei gilt: keine Presse ist gute Presse.
Rederepublik Deutschland: Sind die Online-Medien schuld?
Sprache konstruiert Wirklichkeit. Dies gilt auch für die Sprache, wie sie in der Politik verwendet wird, vielleicht sogar in besonderem Maße. Denn Politikerinnen und Politiker benutzen die wirklichkeitskonstruierende Kraft der Sprache bewusst für ihre politische Agenda. Ob man vom „Betreuungsgeld“ (Regierung) oder der „Herdprämie“ (Opposition), von der „Kopfpauschale“ (SPD, Grüne, Linke) oder dem „solidarischen Bürgergeld“ (CDU/CSU) spricht, jeweils wird der Gegenstand, über den man spricht, in anderer Weise konstruiert und bewertet. Ich würde sogar soweit gehen, zu sagen, dass es nicht einmal mehr derselbe Gegenstand ist, den man von unterschiedlichen Perspektiven durch das Medium der Sprache erfasst, sondern dass durch die unterschiedlichen Bezeichnungen unterschiedliche Gegenstände konstruiert werden. Was Politiker sagen und wie sie es tun, ist also durchaus von Bedeutung für das Verständnis politischer Prozesse.
Auch bei unseren Leitmedien scheint sich diese Erkenntnis durchgesetzt zu haben. In allen Gazetten schreiben Journalistinnen und Journalisten darüber, was Menschen darüber sagen, was andere, mutmaßlich noch wichtigere, Menschen geäußert haben. War das schon immer so? Oder ist das eine Folge des Online-Journalismus mit seiner auf Aktualität getrimmten Kultur, in der jede Äußerung schon eine Meldung wert ist, ohne in größere Nachrichtenzusammenhänge eingebettet zu werden?
Um diese Frage zu beantworten, habe ich mir die Entwicklung der Frequenz von rund 240 Sprachhandlungs- und Kommunikationsverben in drei Textarchiven angeschaut: dem Printarchiv von Spiegel und ZEIT (1947 bis 2010) und dem Archiv von Spiegel Online (2000 bis 2010). Für jeden Artikel habe ich die Frequenz von Kommunikationsverben relativ zur Anzahl der Wörter berechnet, anschließend habe ich den Durchschnitt über alle Artikel eines Jahres gebildet.
Die folgende Abbildung zeigt, dass die Zunahme des Gebrauchs von Kommunikationsverben kein neues Phänomen ist. Schon seit den 1970er Jahren steigt ihr Gebrauch allmählich an. Parallel zu den Anfängen des Online-Journalismus in den 1990er Jahren verstärkt sich jedoch dieser Anstieg. Anders als vermutet, ist die Frequenz bei Spiegel Online auf den ersten Blick nicht dramatisch höher als bei den Print-Medien. (Lesehilfe: Eine relative Frequenz von 0.02 bedeutet, dass jedes 50. Wort ein Kommunikationsverb ist.)
Die Aggregierung der Daten aus allen Ressorts gibt jedoch nur einen recht groben Eindruck. Die ressortspezifische Verteilung von Kommunikationsverben, insbesondere in den Ressorts, die zum Kerngeschäft des Qualitätsjournalismus gehören, erlaubt eine differenziertere Antwort auf die eingangs gestellte Frage. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der relativen Frequenzen in den Ressorts Deutschland (Spiegel Print), Politik Deutschland (Spiegel Online) und Politik (ZEIT Print; die ZEIT differenziert in ihrer Ressortzuschreibung leider nicht zwischen Innen- und Außenpolitik, weshalb ihre Zahlen nur bedingt mit denen des Spiegel vergleichbar sind).
Es zeigt sich auch hier, dass die Zunahme des Schreibens über das, was andere in der politischen Arena gesagt oder geschrieben haben, kein neues Phänomen ist. Doch ist der Unterschied im Gebrauch von Kommunikationsverben zwischen Print- und Online-Medien hier sehr groß. Interessanterweise ist bei Spiegel Online kein Anstieg der Frequenz zu beobachten. Dies bestätigt sich auch beim Blick auf das Ressort Außenpolitik (für die ZEIT hier wieder die Werte aus dem Ressort Politik).
Auch hier verharren die Zahlen bei SPON auf hohem Niveau, die Printmedien nähern sich dem Online-Medium an. Am stärksten hat die relative Frequenz von Kommunikationsverben jedoch in einem anderen Ressort zugenommen: im Ressort Wirtschaft. Auch hier überlagern offenbar zunehmend Berichte über Gesagtes die Berichterstattung zu messbaren Zusammenhängen, bzw. wird die Präsentation von Fakten an deren Verkündigung gekoppelt.
Man müsste das genauer untersuchen, aber als vorläufiges Fazit lässt sich ziehen: Die Personalisierung von Informationen und die Wiedergabe von Aussagen und Meinungen ist eine immer stärkere werdende Tendenz, die durch die Logik der Online-Medien nicht verursacht, aber verstärkt wurde.
Natürlich sind auch Kommunikationsverben dem Wandel der Moden unterworfen. Im gedruckten Spiegel habe ich mal durchgerechnet, welche Kommunikationsverben für die jeweiligen Jahrzehnte typisch sind (alle signifikant, geordnet nach Frequenzfaktor):
2000er: telefonieren, nerven, mitbekommen, prognostizieren, nachfragen, sagen, mitverfolgen, wetten, lachen, bereuen, mitlesen, reden, nachdenken, kapieren, weinen, bewerten, beten, verklagen, streiten, kritisieren, meckern
1990er: petzen, telefonieren, nerven, kapieren, prognostizieren, mitverfolgen, heucheln, maulen, verfluchen, klagen, meckern, ahnen, drohen, beteuern, warnen, jammern, spekulieren, streiten, beschreiben, bereuen, hetzen, suggerieren
1980er: kritteln, mitverfolgen, denunzieren, anprangern, meinen, petzen, differenzieren, beklagen, bejahen, verhehlen, ermutigen, akzeptieren, beschreiben, nachdenken, bemitleiden, postulieren, bedauern, wiederholen, unterstellen, beteuern
1970er: kritteln, postulieren, bejahen, differenzieren, negieren, geloben, erhoffen, konstatieren, prophezeien, beurteilen, empfehlen, verwahren, verneinen, ermuntern, mitlesen, scheuen, voraussehen, monieren, widerlegen, schildern, vermuten, bezweifeln, denunzieren, diskutieren
1960er: gedenken, befehlen, bejahen, gestatten, bemitleiden, konstatieren, verwahren, verneinen, ermahnen, verhehlen, verbitten, bitten, verabscheuen, widerlegen, antworten, bedauern, empfehlen, geloben, bedenken, ermuntern, unterstellen, feststellen, verraten
1950er: gestatten, gedenken, feststellen, vorschlagen, verneinen, ablehnen, kommentieren, antworten, tippen, befehlen, schreiben, bitten, bedauern, bekennen, verabscheuen, verhehlen, beweisen, versichern, beleidigen, bejahen, nachweisen, verbitten
1940er: tippen, singen, betonen, schreiben, sprechen, verbieten, befehlen, bedauern, gratulieren, antworten, feststellen, nennen, gedenken, schreien, staunen, verklagen, lachen, verurteilen, verabscheuen, ablehnen, wetten, verzeihen, verwahren, kommentieren, bereuen, bekennen
Zuletzt noch ein Schmankerl: Weil alle immer auf das Panorama-Ressort von SPON eindreschen, zum Schluss noch ein Vergleich zwischen den Panorama-Ressorts von Spiegel Online und Spiegel Print („Panorama“ bis 1986, ab 1987 Ressort „Gesellschaft“).
So schlimm ist es also gar nicht mit dem Online-Journalismus. Dazu demnächst mehr auf diesem Blog.
Das ökonomische 9/11: Fnord in der ZEIT im Verhältnis zum DAX
Liebe Freunde der Sicherheit,
vor einiger Zeit habe ich eine kleine Statistik vorgelegt, die zeigte, dass in SPIEGEL Online der Angstindex im Ressort Politik seit dem 11. September 2001 auf einem höheren Niveau verharrt, als vorher. Der Angstindex ist eine simple Größe: er repräsentiert die relative Frequenz von mehr als 800 potenziell Angst verbreitenden Wörtern und n-Grammen. Ein Angstindex von 0.002 bedeutet, dass jedes 500. Wort das Potenzial hat, auf Sachverhalte zu verweisen, die angstbesetzt sind. Interessant war, dass mit der Finanzkrise der Angstindex im Ressort Wirtschaft erstmals über den im Ressort Politik kletterte.
Natürlich habe ich mich – so wie einige Kommentatoren – gefragt, ob die beobachteten Entwicklungen schon früher bei besonderen Ereignissen in ähnlicher Form auftraten oder ob sie als historisch einmalig und damit als Zeitphänomen gedeutet werden müssten. Da verlässliche Daten für SPON nur für die letzten 12 Jahre zu haben sind, habe ich mir das ZEIT-Archiv vorgenommen und den Fnord-Index seit den 1960er Jahren untersucht. Die folgende Grafik zeigt einen Vergleich des Angstindexes in den Ressorts Politik und Wirtschaft:
Auf den ersten Blick sieht man, dass auch in der gedruckten ZEIT der Angstindex im Ressort Wirtschaft seit Ausbruch der Finanzkrise über den im Ressort Politik geklettert ist. Anders als bei SPON geht der Angstindex im Politik-Ressort der ZEIT nach dem Maximum nach 9/11 wieder deutlich zurück und steigt erst wieder mit dem Beginn der Finanzkrise.
Betrachtet man die Entwicklung des Angstindex im Ressort Wirtschaft genauer, dann zeigen sich die monströsen Ausmaße, die die ZEIT der Finanzkrise zuschreibt.
Niemals vorher kletterte der Angstindex auf ein so hohes Niveau und verharrte dort so lange: Die Ölkrisen, das Ende des Systems von Bretton Woods, das Platzen der Dotcom-Blase und sogar die Verunsicherungen nach dem 11. September 2001 erscheinen marginal angesichts der sich inzwischen über mehrere Jahre hinziehenden Finanz- und Wirtschaftskrise.
Legt man den (zurückberechneten) DAX über die Kurve des Angstindex, dann zeigt sich seit den späten 1990er Jahren ein Zusammenhang zwischen den beiden Kurven.
Interessanterweise sieht es so aus, dass die Aktienkurse schon bei einem gleichbleibenden Angstindex steigen. Nur in Zeiten, in denen der Angstindex steigt, fallen die Aktienkurse. So ist der DAX trotz hohem Angstindex nach wie vor auf relativ hohem Niveau.
DISCLAIMER: Der monatliche Angstindex ist ein sehr grobes Messinstrument und ich behaupte nicht, dass er prognostische Qualitäten hat.
Off Topic 2: Noch mehr Fakten zu SPIEGEL Online
Liebe Freunde der Sicherheit,
semantisch bestimmte Wort- und Phrasenklassen lassen sich natürlich nicht nur zur Aufdeckung subversiver Tätigkeiten benutzen, sondern auch für ganz unnütze Dinge, etwa zur Analyse von Online-Medien. Im vorletzten Posting habe ich mir die Ressortentwicklung bei SPIEGEL-Online angeschaut und herausgefunden, was wir ohnehin schon alle wussten: das von uns so geliebte Ressort „Panorama“ wurde in den letzten 10 Jahren langsam aber stetig ausgebaut, so dass es inzwischen sogar mehr Artikel umfasst als Politik-Inland oder Politik-Ausland.
Heute möchte ich euch ein paar Zeitreihen zeigen, die man getrost als Indikator für journalistische Qualität ansehen kann. Die Zeitreihen wurden mit vergleichsweise einfachen Mitteln berechnet: Der Angstindex (man könnte ihn auch Fnordbarometer) zeigt die Anzahl von Wörtern und Wendungen an, die auf einschüchternde Sachverhalte hinweisen (Terror, Seuchen, Umweltkatastophen, Islamisten, Wirtschaftskrisen etc.). Wortschatzkomplexität habe ich mit dem Maß Yule’s K operationalisiert. Der Manipulativitätsindex setzt sich zusammen aus der Anzahl aus Wörtern und Phrasen, die auf Vermutungen bzw. unsicheres Wissen hinweisen (auch Mutmaßungsindex), der Anzahl metasprachlich markierter Wendungen (z.B. sogenannte freie Wahlen) und einer Reihe von Emotionalitätsindikatoren. Der Skandalisierungsindex beruht auf einer Taxonomie, die Lemmata (vor allem Verben und Adjektive) mit starken deontischen Dimensionen erkennbar macht. Die Wort- und Phrasenlisten wurden mit Hilfe maschineller Lernverfahren ermittelt.
Betrachtet man die Entwicklung von SPON von 2000-2010 so fällt zunächst auf, dass die durchschnittliche Wortschatzkomplexität pro Artikel im Trend allmählich abgenommen hat:
Dafür nehmen die Indikatoren für einen stärker mutmaßenden, d.h. weniger faktengesättigten, und skandalisierenderen journalistischen Stil nach und nach zu:
Der Manipulativitätsindex im Ressort Politik verharrt seit Mitte 2009 auf einem Niveau, den er zwischenzeitlich nur kurz nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center hatte:
Interessant ist, dass der Angstindex im Ressort Wirtschaft den politischen Angstindex, der seit 9/11 auf erhöhtem Niveau verharrt, zweitweise im Zuge der Subprime-Krise überholt hat.
Diese Einsicht scheint zwar zunächst trivial, ist aber doch bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass für den SPIEGEL die größte Gefahr nicht mehr von Terroristen, sondern von der Hochfinanz ausgeht.
Off Topic: Einige Fakten zu Spiegel Online – Statistik zur Ressortentwicklung von 2000-2010
Liebe Freunde der Sicherheit,
heute mal etwas, was uns vom eigentlichen Thema des Blogs wegführt. Die am 25. Oktober 1994 als Onlineversion des Nachrichtenmagazins Der Spiegel gegründet Plattform ist die meistgeklickte Nachrichtenseite im deutschen Sprachraum. Aber wo Erfolg und publizisitische Macht sind, dort ist auch Kritik. Stefan Niggemeier kritisierte letzthin die zunehmende Fixierung auf Spannung statt auf die Nachrichteninhalte. Und Fefe spricht schon lange nur noch vom „ehemaligen Nachrichtenmagazin“. Medienkritische Blogs und Zeitschriften befassen sich ebenfalls mit Spiegel Online, etwa die von Timo Rieg verantwortete Zeitschrift Spiegelkritik (SpKr) oder der vom Journalisten Torsten Engelbrecht betriebene Spiegel-Blog, in dem Recherchefehler und Einseitigkeiten in der Berichterstattung des Leitmediums kritisch reflektiert werden.
Für ein kleines Forschungsprojekt beschäftige ich mich zurzeit ein wenig mit dem Sprachgebrauch auf Spiegel Online. Gewissermaßen als Nebenergebnis habe ich eine Statistik über die Artikel- und Textmengen in den Ressorts des Online-Magazins in den letzten 11 Jahren berechnet. Um der Diskussion um Spiegel Online eine breitere empirische Basis zu geben, habe ich gedacht, ich stelle die Zahlen mal als Grafiken online.
Zur Quelle: Ich habe alle Artikel im Online-Archiv von Spiegel Online gezählt. Manche Ressort-Archive gingen zum Zeitpunkt des Crawlens bis auf das Jahr 1997 zurück. Allerdings war ich mir unsicher, wie vollständig die Archive waren. Andere Ressortarchive begannen erst mit dem Jahr 2000. Daher sind m.E. die Ergebnisse erst ab dem Jahr 2000 valide. Die durchschnittliche Wortzahl pro Artikel ließ sich natürlich auch schon vorher mit dem vorhandenen (selektiven) Material berechnen. Es rauscht immer ein bisschen in den Daten. Die vorgestellten Tendenzen sind aber eindeutig. Ich kommentiere die Ergebnisse nicht, das habe ich schon hinreichend durch meine Auswahl gemacht.
Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der Artikelzahl in den jeweiligen Ressorts:
Wenn man den prozentualen Anteil der Ressorts an der jährlichen Gesamttextmenge berechnet, dann ergibt sich folgende Grafik:
Für den, der es gerne etwas übersichtlicher hat: Hier mal die Entwicklung der Anzahl der Artikel in den Ressorts Panorama, Politik – Deutschland und Politik – Ausland:
Allerdings muss man der Fairness halber sagen, dass die Artikel im Ressort Panorama durchschnittlich kürzer sind, als die in den Politik-Ressorts. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der durchschnittlichen Artikellängen in den Ressorts. Interessant ist der Knick nach 2009:
Schaut man sich die Gesamtwortzahl an, die in den jeweiligen Ressorts produziert wurde, dann fallen die Unterschiede zwischen Politik und Panorama nicht so krass aus:
Hier auch noch ein Blick auf die anteilsmäßige Verteilung der Wortzahl auf die Ressorts:
Wer die Ergebnisse in einer wissenschaftlichen Arbeit zitieren will, kann das so machen:
Scharloth, Joachim (2011): Einige Fakten zu Spiegel Online – Statistik zur Ressortentwicklung von 2000-2010. Online: http://www.security-informatics.de/blog/?p=372.
Ich schicke euch auch gerne die Zahlen zu. Aber WordPress und Tabellen sind halt keine Freunde und meine Zeit ist begrenzt. Die unveränderten Grafiken darf man natürlich verwenden, wenn die Quelle genannt wird.